Interview mit Hildegard Kölzer
Interview mit Hildegard Kölzer

Interview mit Hildegard Kölzer

Im Gespräch:

Hildegard Kölzer, Vorsitzende der Kinderkrebshilfe Dingolfing-Landau

Wie kann man den Kindern eine Freude bereiten? 

Hildegard Kölzer: Hier möchte ich Ihnen aus meiner langjährigen Erfahrung einige Beispiele nennen, wie einfach man Freude übermitteln kann. Die achtjährige Maria sagte einmal zu mir: „Sprich du bitte mit meinen Eltern darüber, dass sie sich nicht soviele Gedanken um mich machen sollen. Mir macht das nämlich Angst. Ich höre Mama und Papa sehr oft weinen wegen mir. Das war ein Wunsch, der nichts gekostet hat, der aber vieles Unausgesprochene in positivere Bahnen lenken konnte. 

Die siebenjährige Sina wünschte sich einmal bei ihrer Omaam Chiemsee Urlaub vom Krankenhaus machen zu dürfen. Dies und ein großzügiges Taschengeld waren ebenfalls leicht zu organisieren. 

Ein dreijähriger Junge wünschte sich, einmal in seinem Leben Rolltreppe fahren zu dürfen. Er wurde vom Marktleiter ausserhalb der Geschäftszeiten eingeladen und obendrein noch mit kleinen Geschenken bedacht. 

Die vierjährige Hannah wünscht sich, wenn ihr der Hickman entfernt wurde, eine große McDonald’s-Party mit vier Freundinnen. 

Die Liste könnte man unendlich fortführen. Ich möchte zu der Frage nur noch sagen, dass es während meiner 15- jährigen Tätigkeit noch keinen Wunsch gab, den wir unseren Kindern nicht erfüllen konnten. Das macht uns unsagbar stolz und glücklich. 

Was bedeutet es für Sie, krebskranken Kindern und deren Eltern beizustehen?

Hildegard Kölzer: Als ich vor fünfzehn Jahren aus einem Versprechen heraus begann, mich für krebskranke Kinder und deren Familien einzusetzen, war mir noch nicht klar, dass dies eine absolute Lebensaufgabe werden wird. So schwierig und hart diese Aufgabe auch ist, ich würde immer wieder diesen Weg wählen. Mein Mann und meine Tochter stehen Gott sei Dank hinter mir, nur so ist es mir möglich, unseren Familien rund um die Uhr zu Verfügung zu stehen. Für mich wäre es unvorstellbar, eine Familie, die auf uns zukommt, meine Hilfe zu verweigern oder auf einen späteren Zeitpunkt zu vertrösten, nur weil ich heute keinen guten Tage habe. Das würde ich mir selber nicht verzeihen. 

Welche Begegnung macht Sie auch heute noch sehr traurig? 

Hildegard Kölzer: Sowohl Einzelschicksale als auch Familienschicksale gehen unter die Haut. Welche Begegnung macht mich auch heute noch sehr traurig: Am liebsten würde ich Ihnen zu jeder unserer 300 Familien, die wir bisher betreut haben, ein paar Zeilen schreiben. Doch da dies unmöglich ist, gehe ich hiermit auf die direkte Frage ein und schreibe Ihnen ein Beispiel, wie sehr mich der Krankeitsverlauf des zweijährigen Stefan bewegt hat. Er litt an Leukämie. Mit einer Chemotherapie alleine konnte ihm nicht mehr geholfen werden. Er brauchte einen Knochenmarkspender. Da bayernweit für Stefan niemand gefunden wurde, begann man die Suche auf Europa auszuweiten. Wertvolle Zeit verstrich, bis ein Spender aus Paris gemeldet werden konnte. Der Mann war gerne bereit, das Leben des kleinen Jungen zu retten, doch für Stefan kam seine Hilfe zu spät. In dem Moment, in dem das lebensrettende Knochenmark auf dem Weg nach Erlangen war, verstarb der kleine Stefan in den Armen seiner Eltern. Hier muss ich zugeben, dass ich schon manchmal mit dem Schicksal hadere. Doch Gott sei Dank gibt es auch immer wieder die andere Seite – und die macht mutig und optimistisch.